Rosszko? Wir haben in unserer Gemeinschaft darüber gesprochen, und es ist fast zum Streit gekommen – obwohl wir doch nie streiten, denn Streiten heisst, sich von der höchsten Güte entfernen. Und genügend Menschen haben sich von der höchsten Güte entfernt. Ich. Ich bin der jüngste der Vorderen Brüder. Unsere Gemeinschaft hat nur Brüder, und zweierlei Brüder. Wir sind alle eine Gemeinschaft, doch die Vorderen Brüder sind diejenigen, die für die Gemeinschaft verantwortlich sind.
Wir sind für die Gemeinschaft zuständig, und ich bin der jüngste. Arbeiten tue ich aber in der Kommunity, in Rosszkos Kommunity, ich bin in einem grossen Gebäude für die Heizung zuständig, und einer der anderen Vorderen Brüder sagte, das gehe nicht, keiner aus unserer Gemeinschaft dürfe für Rosszko arbeiten, dabei arbeiten vermutlich andere auch für die Kommunity. Bald arbeiten alle für die Kommunity. Er aber meinte, die Rosszko-Kommunity sei ohne die höchste Güte. Ich fragte warum. Der Kommunity gehe es nur ums Geld, und wer für sie arbeite, der arbeite für den Dämon, denn der Dämon sei im Geld. Die anderen arbeiten aber auch für Geld. Das sagte ich. Ja, meinte er, aber trotzdem. Bei Rosszko sei es offensichtlich. Und Rosszko sei nicht verheiratet, und er sei schwul oder sei sonst irgendwie nicht normal, denn wenn er sich an die ewigen Regeln halten würde – und ein Führer müsse sich an die ewigen Regeln halten – dann wäre er verheiratet.
Ich fand das übertrieben, aber in unserer Gemeinschaft herrschen klare Regeln, und zwar die allereinfachsten und nächstliegenden Regeln, und wenn sich alle Menschen an diese Regeln halten würden, dann brauchte es keine solche Riesenkommunity, wie sie Rosszko aufbaut. Da musste ich Fred, dem Vorderen Bruder Recht geben. Und er doppelte nach, dass in einer zukünftigen Gemeinschaft aller Brüder keiner über derartigen Reichtum verfügen würde wie Rosszko. Rosszkos Kommunity kündige die Herrschaft des bösen Dämons an.
Ich sollte also meine Stelle kündigen, dabei will ich mich verloben, und dazu brauche ich Geld, ich meine, zum Verloben und Heiraten. Und wir wollen heiraten, Sibylle und ich.
Wer zu den Vorderen Brüdern zählen will, wirklich zählen will, der sollte sich bald einmal verheiraten, das gehört dazu. Vielleicht wäre ich besser einfacher Bruder geblieben; ich habe da immer mitgemacht, und jetzt soll ich verzichten, auf meine Stelle verzichten, und vielleicht ist dieser Fred einfach eifersüchtig auf mich. Wegen meiner Stelle bei der Kommunity.
Vielleicht gehe ich auch gar nicht mehr dahin, in die Gemeinschaft, und vielleicht steht Sibylle zu mir und geht auch nicht mehr hin, obwohl sie dann Schwierigkeiten bekommt, denn ihre beiden Eltern gehen dahin, und ich habe Sibylle ja da kennen gelernt. Wir sind ein Paar. Und Rosszko hat die Freiheit der Meinung beschworen, aber das wollen unsere Vorderen Brüder nicht, sondern sie sehen das als Beweis für die die Hingabe an den Dämon, der alles durcheinanderbringt und der die Kommunity, Rosszkos Kommunity heimlich unterstützt.
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Andreas KöhlerLessingstrasse 2CH - 9008 St. GallenDr. med. / FMH Psychiatrie und Psychotherapie